01.10.2025

Aktuelles Statement vor dem Denkfest

Wir, die Organisatoren, haben für das Denkfest ganz bewusst das Thema „Kampfzone Freiheit – Wer hat Angst vor Ambivalenz?“ gewählt. Neben vielen profilierten Referentinnen und Referenten haben wir auch die Dresdner Buchhändlerin, Verlegerin und Kommunalpolitikerin Susanne Dagen eingeladen. Das geschah ganz bewusst, weil wir Positionen und Perspektiven dieser ostdeutsch sozialisierten Kultur-Akteurin hören und diskutieren wollten. Unsere Überzeugung war von Anfang an, dass es zu einer seriösen Auseinandersetzung über Meinungsfreiheit und Diskurskultur auch in einem erhitzten Klima gehört, durch Aufklärung neue Wege der Verständigung zu ebnen.

Susanne Dagen ist kulturpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion im Stadtrat Dresden und unter anderem für Tourismus und Erinnerungskultur zuständig. Das von ihr gegründete und geleitete BuchHaus Loschwitz kooperiert im Rahmen ihrer Literatursendung “Aufgeblättert und zugeschlagen – mit Rechten lesen” mit dem Antaios-Verlag, in dessen Programm auch Autoren mit rechtsextremen Positionen veröffentlicht werden. Frau Dagen hatte ihr Kommen zugesagt und war bereit, über ihre Sicht zum Thema „Freiheit“ zu sprechen. Wir wussten, dass ihre Einladung und Teilnahme auch mit Blick auf die Debattenkultur der vergangenen Jahre, ein Drahtseilakt werden würde.

In den vergangenen Tagen sind die Widerstände gegen Susanne Dagens Teilnahme am Denkfest so stark angewachsen, dass wir darauf reagieren müssen. Die Hinweise auf konkrete Aktionen vor Ort waren so deutlich, dass wir im Interesse der Sicherheit nach intensiver Beratung einmütig beschlossen haben, dass Frau Dagen nicht am Denkfest teilnehmen wird.

Auf einem Denkfest zum Thema „Meinungsfreiheit“ extreme Positionen zu hören und bei aller Streitbarkeit über Freiheit und Grenzen der Meinung nachzudenken, halten wir für klug und erkenntnisfördernd. Ein zivilisierter Diskurs unter Einbeziehung sehr extremer Positionen, wie er uns idealerweise vorschwebte, ist unter diesen Umständen aber nicht mehr möglich.

Das Denkfest fühlt sich der Idee einer liberalen, auf Respekt und argumentativen Austausch basierenden Diskurskultur verpflichtet. Wir werden das Scheitern unserer Idee von Offenheit, Differenz und Ambivalenz transparent und auf der Bühne des Denkfests zum Thema machen. Und wir sind überzeugt, dass dieses Denkfest äußert spannend und produktiv werden wird.